/// Man kennt das von Social Media: Einen geposteten Artikel vollständig zu lesen, bevor man ihn kommentiert, ist schon lange nicht mehr in Mode. Aber ist es eine gute Idee, wenn auch Politikerinnen* nur noch die Headlines konsumieren?
Kaum zwei Stunden war Anfang September das Ergebnis einer Umfrage unter Förderschul-Eltern in NRW bekannt, da hatte das Schulministerium schon seine Schlüsse gezogen. Das Ergebnis (73 Prozent Gesamtzufriedenheit) zeige, so die Schulministerin, dass an den Förderschulen hervorragende Arbeit geleistet werde. Zudem behauptete sie, dass Eltern in NRW die Wahl hätten zwischen einem guten inklusiven Schulangebot und guten Förderschulen.
Nun ja, wer die Ergebnisse der Umfrage gründlich durchschaut, kommt zu anderen Ergebnissen. Zufrieden sind die Eltern an den Förderschulen vor allem mit der verlässlichen Betreuung und mit dem guten Verhältnis zur* Lehrerin*. Sobald nach dem Kerngeschäft von Schule gefragt wurde, nämlich dem Lernangebot, den Lernfortschritten des Kindes und sogar nach der behinderungsbedingten Förderung, rutschen die Bewertungen deutlich nach unten in den Bereich des „Geht so“.
Zudem liefern die Ergebnisse der Umfrage eine Fülle von Belegen, dass den Eltern alternativ ein gutes inklusives Schulangebot für ihr Kind gar nicht zur Verfügung steht. Immerhin 15 Prozent der Eltern würden ihr Kind sogar noch einmal umschulen, wenn es eine geeignete inklusive Schule gäbe. Davor die Augen zu verschließen, wird auf Dauer nicht helfen.
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