/// Ach, Italien! Warum klappt es dort mit der inklusiven Bildung, während sie in Deutschland kaum vorankommt? Skeptische deutsche Sonderpädagoginnen* wenden gern ein, dass das Land zwar keine Sonderschulen habe, aber dort auch nicht alle Kinder mit Behinderung überhaupt beschult würden. Bei uns in Deutschland dagegen würden dank der Förderschulen alle Kinder beschult, auch die mit sehr komplexen Behinderungen. Aber stimmt das?
Zwei Journalistinnen* haben nach ersten Hinweisen für die taz recherchiert, ob es Kinder mit Behinderung gibt, die nicht zur Schule gehen, zunächst am Beispiel Berlin. Sie stellten fest, dass das gar keine Seltenheit ist.
Manche Kinder und Jugendliche werden offiziell ausgeschult, andere über lange Zeiten zur Gänze vom Unterricht ausgeschlossen, auf Dauer nur wenige Stunden beschult oder dürfen nicht zur Schule kommen, wenn die* Schulbegleiterin* fehlt. Das passiert auf allgemeinen Schulen, aber es passiert ebenso auf Förderschulen. Betroffen sind vor allem Kinder mit medizinischen Bedarfen, mit chronischen Erkrankungen, mit herausforderndem Verhalten. Wie viele Kinder dies insgesamt betrifft, bleibt unklar, auch weil nicht alle diese Ausschlüsse von den Schulen nach „oben“ gemeldet werden.
Fest steht schon nach dieser regionalen Recherche: Deutschland beschult nicht alle Kinder mit Behinderung. Das passiert, obwohl wir ein voll ausgebautes Förderschul-System haben, das eigens dafür geschaffen ist Kinder zu beschulen, die in herkömmlichen allgemeinen Schulen aus dem System fallen. Wie kann das passieren in einem Land, das eine allgemeine Schulpflicht hat? Hier geht es schließlich nicht einmal um das Recht auf inklusive Bildung, es geht um das blanke Recht auf Bildung an sich.
Die Journalistinnen* wollen nun weiter recherchieren, auch in anderen Bundesländern. Sollten Sie also von solchen Nicht-Beschulungen wissen oder selbst betroffen sein, dann melden Sie sich gern! Wir stellen Kontakt zu den Journalistinnen* her. |