2009 hat sich Deutschland mit der Ratifizierung der UN-BRK dazu verpflichtet, ein inklusives Schulsystem aufzubauen. Trotzdem ist Inklusive Bildung noch lange keine Realität in Deutschland. Hier berichten wir anhand einer Auswahl kommentierter Medienbeiträge jeden Monat, was in Deutschland zum Thema inklusive Bildung passiert.
/// Nordrhein-Westfalens Kommunen sind arm dran. Altschulden, Haushaltsdefizite, kein Geld für nichts, schon gar nicht für Maßnahmen, die die inklusive Bildung an ihren Schulen besser und attraktiver machen würden.
Aber halt: Daran gemessen, geben sie an anderer Stelle meist ohne zu hinterfragen Geld aus, als ob es unaufhörlich auf dem Straßenbegleitgrün wüchse. Mindestens 30 neue Förderschulen wollen die Städte, Kreise und Landschaftsverbände bauen. Allein eine davon – vom Landschaftsverband Rheinland – wird absehbar mehr als hundert Millionen Euro kosten.
Insgesamt dürfte für die geplanten mindestens 30 Förderschulen ein Kostenvolumen von einer Milliarde Euro nicht unrealistisch sein. Anschließend werden – weil die Schulträgerkosten für Förderschulen höher sind als für allgemeine und inklusive Schulen - auch die laufenden Kosten für das vergrößerte Förderschulsystem steigen, insgesamt um geschätzte mindestens 40 Millionen Euro, jedes Jahr.
Liebe Kommunen, sagt nie mehr wieder, ihr hättet für die inklusive Bildung kein Geld!
Medienschau September
Schulpreis
///Auch in diesem Jahr zeigt der Deutsche Schulpreis wieder, was Schulen allgemein könnten – und was inklusive Schule kann. Von sechs Schulen, die die Jury ausgezeichnet hat, sind vier inklusiv. Wieder einmal zeigt sich: inklusive Bildung ist nicht das Problem unserer Schulen. Es ist – oder wäre - die Lösung.
Deutsches Schulportal
Deutscher Schulpreis 2025: Das sind die Preisträger
///Im selben Medium, dem Deutschen Schulportal, berichtet eine junge Grundschullehrerin über ihre ersten Erfahrungen mit dem Gemeinsamen Lernen. Sie legt dar, warum Schülerinnen* aus dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung an allgemeinen Schulen falsch seien, unter dem Motto: Wenn ICH es nicht kann, dann ist es nicht möglich. Vorsichtiger Vorschlag: Mal den anderen Artikel im Deutschen Schulportal lesen (siehe oben)?
Deutsches Schulportal
Wie ich bei der Inklusion im Unterricht an meine Grenzen kam
///Die Mitgliederzeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW in Hessen widmet ihr aktuelles Titelthema der Praxis und der politischen Misere der inklusiven Bildung. Hier nachzulesen:
GEW Hessen
Mobile Ansicht E-Paper der HLZ September - Oktober 2025
///Zahlreiche Kinder mit Autismus werden in Berlin gar nicht oder nicht durchgängig beschult. Eltern haben sich jetzt mit einem Offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister gewandt:
///Der nordrhein-westfälische Landtag hat eine Enquetekommission zur „Chancengleichheit in der Bildung“ eingerichtet. Jetzt liegt der Abschlussbericht vor. Er zeigt vor allem, welches parteipolitische Minenfeld die Schulpolitik ist. Der Handlungsbedarf und auch dessen Richtung ist klar, denn die Schulen im Land sind in Not. Aber einigen konnte sich die Kommission immer nur bei Detailfragen, nicht im Gesamtkonzept. Und was heißt das für die inklusive Bildung? Hier bleibt der Bericht belanglos. Das ist nicht gut.
Landtag NRW
Abschlussbericht der Enquetekommission zum Thema „Chancengleichheit in der Bildung”
///Die Kommunen in NRW planen zur Zeit mindestens 30 neue zusätzliche Förderschulen, besonders viele im Ruhrgebiet. Die Westdeutsche Allgemeine hat Eltern aus der Region befragt.
WAZ
Mehr Förderschulen in NRW? „Inklusion findet nicht statt“ (Paywall)
///Die Rheinische Post fragt nach Gründen der Förderschul-Welle. Sie hört Kritik an der nordrhein-westfälischen Schulpolitik, die die inklusive Bildung schleifen lasse. Und sie zitiert Förderschul-Eltern, die nicht glauben, dass Inklusion funktionieren kann:
///Prominentestes Beispiel des Förderschulbaus in Nordrhein-Westfalen ist der Landschaftsverband Rheinland (LVR), der in diesen Tagen den Bau einer ersten von vier zusätzlichen Körperbehindertenschulen beschließt. Kobinet zitiert dazu: „Wenn der Tag mit einer Meldung zum Neubau einer Förderschule für 97 Millionen Euro startet und das mit Hinweis auf die UN-Behindertenrechtskonvention als Inklusion verkauft wird, fragt man sich, ob sich all die Arbeit und der Kampf für einen inklusiven Arbeitsmarkt überhaupt lohnt“.
kobinet-NACHRICHTEN
Beschluss des Landschaftsverband Rheinland für neue Förderschule in Neunkirchen-Seelscheid
///Was hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in unserer Gesellschaft verändert für Menschen mit Trisomie 21 und ihre Familien? Eine ganze Menge? Oder eigentlich fast gar nichts? Die Süddeutsche portraitiert eine Familie, die in zwei Generationen Kinder mit zusätzlichem Chromosom bekommen hat.
Süddeutsche Zeitung
Eine Familie, zweimal Down-Syndrom: Zwei Leben (Paywall)
///„Die AfD ist so obsessiv behindertenfeindlich wie keine andere rechtslastige Bewegung“, sagt die Historikerin Dagmar Herzog. Sie hat ein Buch veröffentlicht über den „neuen faschistischen Körper“ und die Einladung der Rechten zur Schadenfreude:
#NoNIPT Ob Selektion die neue Normalität wird, hängt von uns allen ab! Monitoring jetzt! - Das kannst Du jetzt tun!
///Der pränatale Test auf die Trisomien 13, 18 und 21 wird seit 2022 von den Krankenkassen finanziert. Diese Entscheidung wurde ohne große öffentliche Debatte getroffen, doch sie betrifft uns alle: Still und leise entwickelt der NIPT sich zu einer allgemeinen Reihenuntersuchung vor allem auf das Down-Syndrom.
Das Bündnis #NoNIPT fordert eine unabhängige und systematische Auswertung der gesellschaftlichen Folgen des NIPT und einen Überblick über die Gründe, warum Menschen diesen Test durchführen lassen. Dafür müssen mindestens 5% der Abgeordneten des Bundestags den geplanten Antrag der interfraktionellen Gruppe Pränataldiagnostik auf ein solches Monitoring mit zeichnen.
Deshalb ruft #NoNIPT alle auf, die Bundestagsabgeordneten ihres Wahlkreises zu besuchen und mit ihnen über die Dringlichkeit eines Monitorings zu sprechen. Als Unterstützung gibt es Online-Trainings und ein Faltblatt als Gesprächsgrundlage.